Tschüß Oldenburg

Es ist soweit, das Auto ist gepackt, bis unters Dach. Jetzt geht es los. Es wollen noch ein paar Formalitäten erledigt werden, denn so einfach ist das Reisen ohne Heimat nicht. Mein Auto benötigt eine Meldeadresse, also bin ich zu einem Freund nach Hamburg gezogen. Ein gutes Gefühl noch ein offizielles “Zuhause” zu haben.

Aber was bedeutet eigentlich Zuhause? Ist es dort, wo man wohnt, ist es dort wo man geboren ist oder ist es gar ortsunabhängig ? Ist Zuhause vielleicht mehr ein Gefühl, welches sich – hoffentlich bei jedem – irgendwann einstellt?

Oldenburg war definitiv mein Zuhause, nicht zuletzt, weil hier meine Tochter geboren wurde. Hier habe ich über die Hälfte meines Lebens gewohnt, gelacht, geweint, gelebt. Habe Freunde gefunden, die Familie wurden, Freunde verloren. Hier bin ich erwachsen geworden.

Ganz einfach ist es nicht loszulassen, aber ich muss weiter gehen, um nicht still zu stehen.

Ich glaube fest daran, dass Zuhause ein Gefühl ist, welches man überall mit hin nehmen kann. Ein gutes Gefühl, welches spiegelt nicht allein auf der Welt zu sein. Zu wissen, dass es Menschen gibt, die an mich glauben, die sich mit mir freuen, die mich unterstützen, ist schon einmal eine gute Basis.

Tschüss Oldenburg, keine Angst, wir sehen uns wieder und ein ganzen Stück von dir nehme ich mit.

Hallo Welt! Ich komme. Ich bin total gespannt, was mich erwartet, welche Abenteuer du für mich bereit hälst und ob du für mich ein neues Zuhause wirst.

Eine abenteuerliche Idee, eine arbeitsreiche Umsetzung

… und eine emotionale Herausforderung.

Wow, da gehört aber Mut dazu. Das ist genau das, was ich seit Wochen, Monaten höre.

Bin ich mutig oder verrückt? Heute packt es mich, ich bereite gerade die Küche vor, morgen wird sie abgeholt. Hektisches atmen, was ist da los? Das Ende, der Beginn steht kurz bevor, da gehen mir doch meine coolen, mutigen Moves verloren und ich fange ein wenig an zu hyperventilieren. Panikattacke? Bitte nicht, ich brauche doch einen klaren Kopf. Aber was einmal anfängt, lässt sich schwer aufhalten.

Atmen. Ich atme tief ein, vollständig aus, ein paar mal, der Sympathikus scheint sich wieder zu beruhigen. Ein Telefonat mit einem Freund tut sein übriges. Ja, es sieht einfach aus, aber es ist manchmal schwierig aus dem gewohnten Leben auszusteigen. Du bist eben nicht immer mutig, was stellt man eigentlich mit all der Freiheit an?

Hast du dir schon mal überlegt, was es bedeutet frei zu sein, keine Entscheidung ist mehr abhängig von irgend etwas? Nur noch von dir und deiner Tagesform? Fahre ich heute mit dem Auto nach Portugal oder oder fliege ich nach Denpasar? Alles ist möglich. Und genau das kenne ich nicht, daran muss ich arbeiten, zulassen, dass ich die Regisseurin meines Lebens bin.

War ich das letzte Leben lang doch bestimmt von irgendwelchen Regulatoren. Geh zur Schule, mache einen besonders guten Abschluss, werde etwas Bedeutendes, damit war nicht gemeint, ein Kind im Kindesalter zu bekommen. Denn dann bestimmt dich die Verantwortung. Aber mein Leben war nie gerade – also alles anders. Meine wundervolle Tochter ist nun erwachsen, ich kann meine Verantwortung ihr gegenüber in ihre Hände legen.

Aber wie ist es nun selbstbestimmt zu leben? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich aktuell ganz schön Angst habe und nicht weiß, was, wie und wo etwas passiert. Ich weiß nur es wird passieren. Ich kann und will es nicht aufhalten, denn so fühlt sich das Leben an. Nach Leben. Nach Freiheit. Nach Entscheidung. Nach unendlichen Möglichkeit. Nach Unsicherheit. Nach Angst. Nach Arbeit – vor allem an dir selbst.

Wie bin ich bloß auf die Idee gekommen

Ich stehe also in meiner Wohnung, viel mehr in dem was einmal mein Zuhause war. Gemütlich eingerichtet und unverändert seit zehn Jahren. Das gab es noch nie in meinem Leben, so lange habe ich noch nirgends gewohnt. Ständig bin ich umgezogen oder habe die Wohnungen umgeräumt. Nie habe ich mich wirklich zuhause gefühlt, war immer auf dem Sprung. Das änderte sich zumindest für die letzten zehn Jahre. Denn jetzt ist alles anders.

Einrichtungsgegenstände weichen und Umzugskartons halten Einzug. Ich löse meine Wohnung auf. Es scheint so, als dass die letzten Jahre immer etwas in mir geschlummert hat. Gereist bin ich, seit dem ich es mir leisten konnte, immer gerne – nur wie bin ich auf die Idee gekommen das für mindestens ein Jahr zu tun? Klar, habe ich von Aussteigern gelesen oder Dokumentationen gesehen, aber kann ich das auch? Bin ich nicht viel zu alt? Ist Langzeitreisen nicht nur etwas für junge Menschen, die sich noch finden müssen?

Was ist denn mit deiner Rente? Und was ist mit deinem Job? Meinen Job habe ich gekündigt und wenn ich in Rente bin werde ich wohl weiterhin Yoga unterrichten, wieso auch nicht. Es gibt für alles eine Lösung, das habe ich in meinem Leben gelernt. Und die Lösung für mein Fernweh ist Reisen. Aussteigen aus dem normalen, vertrauten Trott. Rein ins Ungewisse.

Nachdem ich im letzten Jahr im November in Marokko zum Surfen unterwegs war, schlich sich das Gefühl ein etwas ändern zu müssen in meinem Leben, aber was? Das war mir lange Zeit nicht klar. Reisen? Wie soll ich das machen, ich arbeite doch. Ok, das Kind ist groß und wird schon seine eigenen Wege gehen, aber bin ich dann nicht zu alt, um mein Leben noch einmal umzukrempeln? Die Antwort die ich mir gab war: Nein.

Da ich nicht genau wusste, wo mich dieses Gefühl hinbringt habe ich mich erst einmal um eine Ausbildung als Yogalehrerin gekümmert. Vielleicht stillt das ja den Durst nach Veränderung? Es macht was mit dir – Yoga bewegt – das ist gewiss und einen eigenen Beitrag wert. Wie du dir denken kannst hat es nicht gereicht. Es mussten andere Maßnahmen getroffen werden. Und so wurde die Idee geboren alles hinter mir zu lassen und mich in ein neues Abenteuer zu stürzen.