Hast du eigentlich im Leben was verpasst?

Oft wurde mir diese Frage gestellt. Und seit dem ich mich entschließ zu Reisen, um so mehr unterstellt.

Hier kommt die ehrliche Antwort: Nein, ich habe nichts verpasst.

Mit 18 wurde ich unerwartet schwanger und habe meine Tochter somit mit 19 bekommen. Ziemlich jung für eine so große Verantwortung. Überlebt haben wir beide es trotzdem. Nun ist es ja im Allgemeinen so, dass man mit 18 gerade mal aus dem “Gröbsten raus” ist und noch gar kein fertiger, erwachsener Mensch. Viel will und soll noch ausprobiert werden. Je nach Veranlagung gefeiert oder gelernt. Am besten Beides. Reisen. Lieben. Lachen. Leben. Verrückt sein. Sich finden. Sich wieder verlieren und wiederfinden, all das machen Menschen in den Zwanzigern. Tja, was soll ich sagen? Das habe ich auch getan.

Ich habe immer das gemacht was ich wollte und wonach mir war, was ich für richtig hielt – in dem Moment. Klar, das alles mit einer großen Verantwortung und nicht ohne das Wohl meines Kindes aus den Augen zu verlieren, denn sie war (und ist) schließlich mein Ein und Alles. Mein Tun und Handeln war darauf ausgerichtet meinem Kind den bestmöglich Lebensweg zu ebnen. Und ja, ich habe dafür auf Dinge verzichtet, also Sachen nicht gemacht, die ich hätte machen wollen oder Dinge getan, auf die ich auch hätte verzichten können. Das ist meiner Meinung nach in jedem Alter so. Mit 20, 30 oder 40. Da ist einfach ein Mensch, der deine ganze Aufmerksamkeit braucht. Ich war nur zu einem gewissen Maße unbedarfter “an die Sache” herangegangen, meinem Alter eben entsprechend.

Aber ich habe nichts vermisst oder verpasst, denn ich hatte das großartige Geschenk einen neuen Erdenbewohner ins Leben zu begleiten. Dennoch bin ich immer schön in den Kanon eingestimmt, die die meisten gesungen haben, um ihre Meinung über mein Leben zu bestätigen. Da bin ich den einfachen Weg gegangen, statt immer wieder zu erklären, dass es reine Einstellungsache ist, ob man etwas vermisst oder verpasst oder eben nicht. Verpasst eine Mittdreißigerin vielleicht einfach die Leichtigkeit und Unbeschwertheit einer Mittzwanzigerin in der Erziehung, wenn sie ein fünfjähriges Kind an der Supermarktkasse schreien hat? Das ist genauso spekulativ, wie zu meinem, ich hätte etwas vermisst oder verpasst. Betrunken auf einer Studentenparty mit irgendwem rumknutschen? Check. Konzertbesuch der aktuellen Lieblingsband? Check. Freunde finden während der Ausbildung? Check. Spannende Abenteuer und Reisen mit Freunden? Check.

Was genau soll es also sein, was ich verpasst habe? Leben ist doch immer genau das, was man daraus macht. Man ist nie Opfer seiner Entscheidungen. Oder Opfer der eigenen Umstände. Du hast immer die Möglichkeit dein Leben aktiv zu gestalten und zu leben, egal ob es der Norm entspricht oder du einen Schlenker machst, der vielleicht von außen etwas kompliziert erscheint.

Zufällig habe ich neulich mit jemanden über dieses Thema gesprochen, wir sind im selben Alter, mit Töchter im selben Alter. Ihr geht es genauso. Und wir finden es wunderbar wie unsere Leben verlaufen sind, dass unsere Kinder nun groß und selbständig sind und wir immer noch jung, um jetzt was? Na klar, alles nachzuholen!

0 Replies to “Hast du eigentlich im Leben was verpasst?”

  1. Verdammt. Ich habe wohl eher etwas verpasst. Werde mich nun zum Studium anmelden um auf irgendwelchen Partys rumknutschen zu können 😉

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