Heute ein schlechtes Gewissen

Warum habe ich eigentlich ein schlechtes Gewissen, wenn ich gefragt werde, bei jemandem den Zaun aufzubauen und mir nur ein Nein dazu einfällt?

Da ist dieser Aufruf, bei Facebook, die ein Bekannter gesehen und mir weitergeleitet hat. Kommst du mit? Da ich unterwegs bin, schaue ich mir das ganze halbherzig an und sage meinem Bekannten, dass ich es mir überlege.

Aber, aus den Augen aus dem Sinn, da bin ich ganz ehrlich und sag es so, wie es ist. Ein paar Tage später kommt die Erinnerung. Und? Hast du es dir überlegt? Da merke ich dann auch: shit, vergessen.

Was ist nur los mit mir? Warum renne ich nicht Freude jauchzend durch die Gegend, weil ich jemandem helfen kann, denn das ist es doch was ich zum Leben brauche, was ich kenne und liebe, was ich neulich für mich festgestellt habe: gebraucht zu werden ist mein Ding. Und jetzt könnte mich jemand brauchen und ich bleibe emotionslos. Warum? Es geht eben nicht um mich, es geht um die Hilfe als solches. Jeder darf. Jeder kann. Warum also ich? Und warum ich eigentlich nicht? Ich mag nicht, das antworte ich dann auch und habe jetzt ein furchtbar schlechtes Gewissen.

Ein schlechtes Gewissen ist eine Währung die wir bezahlen, um unser Handeln zu rechtfertigen. Aber warum muss ich jetzt für etwas was bezahlen? Wäre ich so selbstlos und würde einfach helfen, müsste ich dieses Gewissen nicht aushalten. Wüsste ich von der Aktion nichts, ebenfalls nicht. Anscheinend darf ich mir selbst nicht gestatten nur selbst zu sein, statt selbstlos. Das passt doch nicht zu einem yogischen Lebensstil und wäre doch Karma Yoga par exellence. Oder eben nicht? Würde es nicht den Zweck erfüllen mein Gewissen zu beruhigen? Oder mein Bedürfnis gebraucht zu werden? Dabei sollte doch hinter so etwas eben kein Grund stehen. Dann ist es yogisch.

In meinem Kopf jage ich, wie eine Katze ihrem Schwanz, meinen Gedanken hinterher. Statt einfach ich zu sein und dazu zu stehen. Nein. Diesmal nicht und das muss ich auch gar nicht begründen. Ich möchte helfen, selbst mit anpacken, nicht nur Geld spenden. Aber eben nicht jetzt. Jetzt bin ich dran. Jetzt helfe ich erst einmal mir selbst.

Warum gehst du hin, frage ich und bekomme eine ebenso ehrliche Antwort: Ich brauche Beschäftigung und da ist es doch auch noch sinnvoll. Puh. Denke ich, auch nicht selbstlos. Auch, wenn er letztlich hilft, egal aus welchem Grund. Er packt an. Ich bin stolz und froh und ganz schön egoistisch. Und steh dazu.

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