Line up und Ego

To line up – die deutsche Übersetzung dafür ist: sich einreihen, sich aufstellen, Schlange stehen… im Klartext anstellen und warten. Ne eins a deutsche Erfindung so zu sagen.

So sind denn auch die Regeln beim surfen, Wellen teilen. Den, der am nächsten am peak ist, in die Welle lassen. Den, der sitzt und wartet den Vortritt lassen, statt – noch trockenen Haares – sich in die Welle sneaken.

Einen guten Spirit verteilen, statt egoistisch alles zu catchen was irgendwie möglich ist. Ich habe immer angenommen, dass surfen ein total relaxter und friedvoller Sport sei, wo man sich für den anderen freut, wenn der ne geile Welle geritten ist. Aber Pustekuchen, irgendwann fing es an zum Egosport zu werden.

Nur wann?

Vermutlich zu dem Zeitpunkt, zu dem ich nicht mehr an der Seite rumdümpeln, sondern selber die coolen Wellen catchen möchte. Freundlich und respektvoll lasse halte ich mich an die Regeln, aber warum, wenn doch viele Mitsurfer diese zu ignorieren scheinen. Ich möchte aber weiterhin glauben, dass sich im Wasser alle lieb haben. Lasse somit geduldig alle vor, versuche gelassen zu bleiben, wenn sich wieder einer vor mir in die Wellen sneakt.

Und feiere selbstverständlich jede Partywave. 🏄🏼‍♀️🏄🏼‍♀️

Lampenfieber?

Es ist nicht so, dass ich es zum ersten Mal täte und doch fühlt es sich jedesmal wieder so an.

Eine neue Gruppe, eine neue Umgebung, eine neue Herausforderung. Und das gleiche Herzrasen, wie das erste Mal, bei meiner ersten Stunde. Wo ist die yogische Gelassenheit, die Meditation und Pranayama hervorrufen?

Ich mag dieses Gefühl, es macht mich aufmerksam. Achtsam. Ok. Ich gebe es zu es ist nicht das gleiche Herzrasen, denn so langsam bekomme ich das Gefühl zu wissen, was ich tue. Dennoch stehe ich ganz am Anfang und Lampenfieber gehört wohl dazu, wenn man vorne steht. Sei es vorne am Anfang oder vorne auf der Bühne, und eine Bühne ist die Yogamatte im unterrichtenden Sinne auch irgendwie. Routine ist tödlich, so die allgemeine Meinung. Was aber ist damit gemeint? Tötet Routine das Lampenfieber, lässt sie dich unaufmerksam werden oder lässt uns Routine überheblich werden? Vermutlich bedingt das eine das andere.

Somit ist es gut von Zeit zu Zeit aus seiner Routine auszubrechen und eine andere Richtung einzuschlagen, etwas anderes, als das gewohnte zu tun. Warum? Lampenfieber, Herzrasen sind doch großartige Gefühle, sie sind ehrlich, sie sind echt, sie zeigen, dass du lebst, dass es dich gibt. Und wer möchte sich nicht gerne erfahren? Erleben?

Ich weiß, dass Routine Sicherheit bietet, einen Rahmen, eine Orientierung. Es muss ja nicht gleich eine umfangreiche Veränderung, wie das Beenden eines normalen Lebens in Deutschland und der Anfang eines Lebens als Yoga Nomadin sein. Es reicht ja vielleicht einfach eine Routine seines Lebens zu betrachten und und stattdessen etwas ganz anderes zu machen. Statt Kaffee am Morgen einfach mal einen Tee trinken, statt sich nach der Arbeit aufs Sofa zu hocken und den Fernseher Oder Computer auszuschalten, sich mal wieder mit Freunden oder Familie treffen, etwas zusammen zu unternehmen. Einfach mal etwas anderes machen.

Viel Spaß dabei und gute Erfahrungen!

Abschied nehmen

Wie eine gewaltige Weißwasserschaumkrone rauschen gerade etliche Gefühle über mir zusammen. Genau genommen ist mein Gefühlsleben aktuell eine riesige Welle, die bricht, sich wieder aufbäumt und wieder bricht. Eine ganze Zeit lang wog ich mich in seichten Gewässern und dümpelte vor mich hin. Jetzt, über ein halbes Jahr nach verlassen Deutschlands gibt es den ersten Durchhänger. War es die richtige Entscheidung? Die Frage kann ich mit einem klaren und deutlichen JA beantworten. Wie soll sich etwas dauerhaft gut anfühlen, wenn nicht auch die Umkehrseite zum Vorschein kommt. Nur dadurch kann ich mir doch sicher sein, dass eigentlich alles gut ist.

Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Wieder einmal. Abschied von der vertrauten Umgebung und den lieb gewonnenen Menschen, Abschied aber auch von Altem und Traditionen. Abschied scheint das große Thema zu sein, wenn man auf Reisen ist. Jedes Weiterziehen bedeutet ein neuer Abschied.

Wie das Meer unendlich Wellen hervorbringt, die Erde sich unentwegt weiterdreht, geht nicht nur mein Leben weiter, sondern auch das der Anderen. Ich stelle fest, ich bin nicht mehr die gleiche, die ich war als ich ging. Sind es die anderen noch? Eigentlich hat sich doch gar nichts geändert, so möchte ich es glauben, erkenne aber dass ich mich irre. Auch das Leben der Anderen geht weiter und wo noch vor gar nicht langer Zeit Vertrautheit war, fühlt sich der Kontakt irgendwie fremd an. Vermutlich braucht es mehr als eine Stippvisite, um die Beziehungen wieder aufzubauen, vielleicht sind die Veränderungen, die wir durchlaufen so groß, dass wir nicht wieder zusammen finden. Auf Wiedersehen, ihr lieben Freunde. Ich hoffe wir werden uns als die Neuen, die wir sind, sehen und annehmen.