Abschied nehmen

Wie eine gewaltige Weißwasserschaumkrone rauschen gerade etliche Gefühle über mir zusammen. Genau genommen ist mein Gefühlsleben aktuell eine riesige Welle, die bricht, sich wieder aufbäumt und wieder bricht. Eine ganze Zeit lang wog ich mich in seichten Gewässern und dümpelte vor mich hin. Jetzt, über ein halbes Jahr nach verlassen Deutschlands gibt es den ersten Durchhänger. War es die richtige Entscheidung? Die Frage kann ich mit einem klaren und deutlichen JA beantworten. Wie soll sich etwas dauerhaft gut anfühlen, wenn nicht auch die Umkehrseite zum Vorschein kommt. Nur dadurch kann ich mir doch sicher sein, dass eigentlich alles gut ist.

Es ist Zeit Abschied zu nehmen. Wieder einmal. Abschied von der vertrauten Umgebung und den lieb gewonnenen Menschen, Abschied aber auch von Altem und Traditionen. Abschied scheint das große Thema zu sein, wenn man auf Reisen ist. Jedes Weiterziehen bedeutet ein neuer Abschied.

Wie das Meer unendlich Wellen hervorbringt, die Erde sich unentwegt weiterdreht, geht nicht nur mein Leben weiter, sondern auch das der Anderen. Ich stelle fest, ich bin nicht mehr die gleiche, die ich war als ich ging. Sind es die anderen noch? Eigentlich hat sich doch gar nichts geändert, so möchte ich es glauben, erkenne aber dass ich mich irre. Auch das Leben der Anderen geht weiter und wo noch vor gar nicht langer Zeit Vertrautheit war, fühlt sich der Kontakt irgendwie fremd an. Vermutlich braucht es mehr als eine Stippvisite, um die Beziehungen wieder aufzubauen, vielleicht sind die Veränderungen, die wir durchlaufen so groß, dass wir nicht wieder zusammen finden. Auf Wiedersehen, ihr lieben Freunde. Ich hoffe wir werden uns als die Neuen, die wir sind, sehen und annehmen.

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